Interview mit einer Hebamme, ehemalige Klientin von AG

A. T. (geb. 1954) arbeitet als Hebamme in einem Spital und nimmt teilweise auch Rückführungen mit Klientinnen vor.

Liebe A., auch wenn du das Gefühl hast, du hättest nichts Interessantes für ein Interview im Rückblick zu erzählen, sind wir dir sehr dankbar, dass du nun trotzdem gekommen bist. Was gefällt dir besonders an der Arbeit als Hebamme?

Ich begegne Frauen aus der ganzen Welt und so aus ganz verschiedenen Kulturen. Ich betrachte dies als großes Geschenk. Eine Geburt ist ja ein sehr intensives Geschehen und ich liebe meine Arbeit gerade deswegen. Das Gebären ist eigentlich auf der ganzen Welt das gleiche. 

Es kommt keine Frau um den Schmerz herum, kein Kind kommt darum herum, sich durch das Becken zu zwängen. Was mir persönlich immer besonders Eindruck macht, ist, dass sich das Kind während der Geburt durch das Becken der Mutter immer spiralförmig bewegen muss, damit es auf die Welt kommen kann. Es ist sinnbildlich für das Leben des Menschen, für seine Entwicklung. Bei Herrn Gosztonyi habe ich gelernt, dass das Leben immer offen ist, es ist nie abgeschlossen, es dreht sich immer weiter, in Spiralenform. Es ist für mich wunderschön, dass dies bereits beim Geburtsvorgang zu beobachten ist.

Merkst du jeweils einen Unterschied, wie sich die Frauen aus den verschiedenen Kulturen bei der Geburt verhalten?

Mir scheint, je weniger sie vertraut sind mit unserer Kultur, desto mehr Angst haben sie. Viele Frauen muss man bei der Geburt innerlich halten; ihnen das Vertrauen vermitteln, dass sie es schaffen werden. Oft kommen sie an einen Punkt, wo sie denken: Jetzt sterbe ich. Es ist eine Art Grenzerfahrung. Wenn Frauen sagen, sie würden lieber sterben als weitermachen, dann muss man ihnen klar machen: Das ist nicht das Ende, sondern der Beginn. Sie müssen da hindurch.

Du sagtest, man müsse die Frauen innerlich tragen. Könntest du dies genauer erläutern?

Ich weiß, dass ich diese Arbeit als Hebamme nicht alleine ausführen kann. Ich bitte immer schon vor der Arbeit den Himmel, bei mir zu sein. Am Morgen weiß ich ja noch nicht, wer zu mir kommt, aber ich bitte immer die Schutzengel der Kinder und Mütter, dass sie bei der Geburt anwesend sind. Ich bitte auch meine Geistigen Führer, dass sie mir das Richtige eingeben. Wenn ich das tue, dann kann ich besser alles überlassen. Wenn ich das Gefühl habe, ich müsste alles von mir aus machen, dann wäre ich überfordert, es wäre mir zuviel Verantwortung. Wenn ich dann bei einer Frau bin, spreche ich natürlich auch mit dem Engel des Kindes. Es gab schon Momente, als gar nichts mehr ging, ich aber innerlich wahrgenommen habe, wie der Engel das Kind aufforderte: „Geh jetzt endlich!“

Ich arbeite sehr gerne mit den Händen. Wenn ich Frauen berühren kann, dann wird ein Kontakt hergestellt und ich kann über die Hand, über die Berührung mit dem Kind sprechen.

Es läuft also nicht über den Verstand?

Es läuft alles über das Herz, über die Berührung, über die Hände. Ich massiere die Frauen häufig in der Kreuzgegend, wo sie Schmerzen haben. Das Ziel ist, dass sich der Körper weitet, er sich öffnet, weich wird und die Frauen sich loslassen können. Und es gibt oft Gespräche mit den Frauen während der Geburt, in denen ich ihnen zum Beispiel sagen muss: „Sprich mit dem Kind, sag ihm, du möchtest es endlich sehen, geh in Gedanken zum Kind.“ Sie sollen ihr Kind begleiten, aber auch loslassen. Dank der vielen Rückführungen, die ich selbst bereits durchgeführt habe, getraue ich mich nun, bei Schwierigkeiten neben die Frau zu sitzen und innerlich zu fragen, was wohl dahinter steht, dass die Geburt so mühevoll ist und es nicht weitergeht.

Ich erhielt schon oft Bilder oder Eingebungen. Zum Beispiel wurde mir einmal gesagt, das Kind komme jetzt gleich, und so war es. Es gibt aber auch Momente, wo ich keine Bilder kriege, ich also nicht weiß, warum es nicht geht. Ich lasse es dann einfach stehen. Es kommt so, wie es sein muss.

Es ist eigentlich eine spirituelle Arbeit. Das medizinische Fachwissen, das ich ja habe, trägt dazu bei, dass es besser geht, aber das, was die Mutter-Kind-Beziehung betrifft, ist etwas anderes.

Du kannst also innerlich mitgehen und dich einfühlen?

Ja, absolut. Und auch verstehen, warum es nicht so einfach geht. Manche Frauen haben bereits abgetrieben. Bei der Aufnahme der Anamnese müssen wir die Frauen wegen früherer Schwanger­schaften fragen. Es gibt wirklich viele Frauen, bei denen die Geburt extrem lange vor sich geht. Dann weiß ich häufig, dass diese Schwierigkeiten im Zusammenhang stehen können mit einer früheren Abtreibung. Die Mutter muss vielleicht deswegen noch etwas auflösen.

Bekommst du diese Bilder spontan während der Arbeit?

Während der ganzen Geburt bin ich sowieso, oft sitzend, neben den Frauen. Ich begleite sie wirklich. Meistens nehme ich mir ein wenig Zeit und setze mich eine Weile ruhig neben das Bett. Natürlich bin ich wach genug, um den ganzen Vorgang zu beobachten. Aber innerlich konzentriere ich mich auf etwas anderes. Und es gibt manchmal Frauen, die sensibel sind und merken, dass ich innerlich bei ihnen bin. Sie sagen dann beispielsweise, dass es ganz warm wird oder "Jetzt geht etwas". Oder sie merken, es löst sich irgendetwas, es gibt eine Befreiung. Aber natürlich erzähle ich ihnen nichts von meinen inneren Bildern.

Es gibt auch Frauen, die bei der Geburt stark weinen. Nicht wegen der physischen Schmerzen, sondern weil irgendetwas in ihnen hochsteigt. Das ist ein Weinen, das ich selber auch kenne: wenn etwas aufgelöst wird, etwas, was man gar nicht gut erklären kann. Es ist ein seelischer Schmerz, der hochsteigt, der berührt. Da war zum Beispiel eine Frau, die zum dritten Mal ihr Kind verloren hat. Sie hat so heftig geweint! Ich fühlte ganz genau: Da bricht die Lebensgeschichte hindurch. Diese Tränen sind nicht wie normale Tränen. Es ist ein ganz tiefer Schmerz, der sich meldet.

Das ist ja wirklich schmerzhaft, wenn man drei Mal hintereinander ein Kind verliert!

Ja, eben. Und ich bin dann eigentlich froh, wenn sie den Schmerz durch Weinen ausdrücken. Ich denke dann: Gottlob bricht das auf; es wird dadurch aufgelöst. Natürlich kann ich solche Sachen nicht sagen, aber ich fühle, diese Tränen lösen auf, verarbeiten etwas. Ich versuche zu trösten.

Die Arbeit mit den vielen Rückführungen bei mir selber hat mir geholfen zu verstehen, was im Leben von innen her abläuft. Das geht, ohne dass ich den Frauen diesbezüglich etwas erzähle.

Das zeigt, dass du großes Mitgefühl hast.

Das ist natürlich gewachsen durch all die Rückführungen bei mir selbst. Zu sehen, dass es so viele verschiedene Leben gibt, so viele verschiedene Geschichten, so viele Schicksale…

Das weitet natürlich den Horizont.

Ja, es hat mir enorm den Horizont erweitert und das Verständnis für alle ist dadurch gewachsen. Wenn eine Frau ein Kind verliert, kann man ja nicht sagen: Das ist jetzt gut für dich! So etwas würde sie nicht verstehen. Durch das sichere Wissen, es ist nicht nur Unglück, kann ich die Frauen besser tragen, beruhigen, Vertrauen und Zuversicht vermitteln.

Ich würde sagen, dass du wie in dir ruhend bist und das ausstrahlst.

In diesem Moment kann ich diese Ruhe auf die Frauen übertragen. Es ist zwar eine sehr anstrengende Arbeit, es braucht Zeit und man muss es aushalten mit ihnen, diese Phasen von Schmerzen, Trauer und Tränen. Aber es lohnt sich.

Warst du schon immer Hebamme?

Nein, ich habe Hebamme gelernt, weil ich gerne nach Peru gegangen wäre. Damals war mein Freund in Peru und es war geplant, dass ich ihm nachfolge. In eine Missionsstation oder in die Slums. Ich bin gelernte Krankenschwester, heute sagt man Pflegefachfrau, außerdem bin ich auch Sozialarbeiterin.

Wie bist du Hebamme geworden?

Nach dem Abendstudium als Sozialarbeiterin besuchte ich die Hebammenschule, weil ich dachte, genau das fehlt mir jetzt, bevor ich nach Peru gehe. Dann ist aber unsere Beziehung auseinander gegangen und so bin ich hier geblieben und seit 18 Jahren Hebamme…

Vorher habe ich als Sozialarbeiterin gearbeitet. Im Spital habe ich sehr viele Menschen beim Sterben begleitet, ich bin auch Frauen bei Brustampu­tationen beigestanden und habe auch Krebspatient­/innen betreut. Für mich war die Arbeit als Hebamme wie ans andere Ende zu gehen – zuerst die Sterbenden und dann die Gebärenden begleiten.

Hattest du damals das Weltbild der Reinkarnation schon gehabt?

Nein, noch nicht. Ich ging in die Rückführungs­therapie, als meine Beziehung zum damaligen Freund langsam auseinander ging. Dank ihm habe ich übrigens Herrn Gosztonyi kennengelernt. Das ist sein Verdienst (lacht)! Ja, das muss ich wirklich betonen, bei allem, was nachher schwierig war, das muss ich ihm zuguthalten: Das ist das Geschenk, das er mir gemacht hat. Natürlich wusste ich vorher nicht, worauf ich mich da einlasse. Aber von der ersten Sitzung an habe ich nie daran gezweifelt, dass es nicht stimmt, was da zutage gefördert worden ist.

Für dich waren also die inneren Bilder Tatsache?

Ja, und es kamen sofort Bilder. Natürlich nichts Schönes… (lacht).

Wenn man von Gosztonyi geschult wurde, dann weiß man, was damit gemeint ist…

Ja, damals ist mir auch klar geworden, warum ich Hebamme geworden bin. Ich habe sehr viele Bilder, also Geschichten gesehen, wo ich Abtreibungen gemacht habe. Ich denke wirklich, es ist ein Teil von Wiedergutmachung, dass ich diese Arbeit machen darf. Ich habe in früheren Leben so viele Kinder umgebracht.

Darf ich das schreiben?

Ja, das darf man ruhig sagen. Es tut mir auch weh. Es gibt auch heute noch Rückführungen, wo ich immer noch sehe, dass Kinder wegen mir gestorben sind und es ist manchmal für mich tragisch zu sehen, wie gern und gekonnt ich dies gemacht habe. Ja, wirklich. Manchmal gibt es so Momente bei der Rückführung, dass ich die Kinder wie noch einmal sehe, als ob sie sich zeigen würden. Und dann tut mir das so leid. Aber es ist wie ein Graben dazwischen, ich kann nicht zu ihnen.

Das ist ein sehr starkes Bild: auf dieser Seite du und auf der anderen Seite die Kinder.

Ja, und ich spüre einfach einen großen Schmerz. Zu merken, die sind eigentlich wegen mir umgekommen und sie sind mir nicht einmal böse! Dann schämt man sich einfach, wenn man das sieht. Dann denke ich: Gottlob, kann ich jetzt diese Arbeit als Hebamme machen. Etwas aufarbeiten, wiedergutmachen.

Ich sehe dich förmlich vor mir, wie du diese Frauen und Babys liebevoll betreust! Wie ein Engel… :-)

Ich hoffe es… Ich mache es auch sehr, sehr gerne, wirklich. Und ich bin auch dankbar, dass ich es machen darf.

Ich finde, auch für die Menschen, die zu dir kommen, ist es schön… Man fühlt, dass man gut aufgehoben ist bei dir!

Ich glaube, das stimmt, dass die Leute gut aufgehoben sind. Aber zurück zu den Rückführungen: Für mich wurden sie auch zu einem spirituellen Weg. Wenn ich zurückdenke, habe ich schon immer an etwas „Großes“ geglaubt, an Gott oder auch an Jesus. Für mich war dies keine Frage. Auch bei der Sterbebegleitung.

Kannst du etwas über deine Erfahrung mit Sterbenden erzählen?

Da spürte ich zum Beispiel, dass gegen das Ende die Menschen schon irgendwo anders sind. Sie wollen vorerst auf keinen Fall sterben, aber dann findet mit dem Sterbeprozess ein Wandel statt. Ich habe das sehr gut gespürt. Es ist ein Geschehen, zu dem man als Außenstehender keinen Zutritt hat. Ich spüre einen heiligen Respekt in mir und weiß, da darf ich nicht zu nahe treten. Da läuft bei diesem Menschen, der jetzt geht, etwas ganz Persönliches ab. Ich nehme mich dann etwas zurück. Es war für mich immer schon etwas Geheimnisvolles. Und etwas Schönes. Ich hatte nie Angst.

Und wenn ich als Hebamme nun am anderen Pol arbeite: Es ist ein genau gleich heiliger Moment, wenn ein Kind auf die Welt kommt. Zum Tod sagen ja die Franzosen: „C’est la naissance de l’éternité“ (das ist die Geburt ins Jenseits/in die Ewigkeit), und wenn die Geburt stattfindet: das ist die Geburt ins Dies­seits.

Interessant für mich ist, dass auch meine Kolleginnen, die über Rückführungen nicht Bescheid wissen, sagen: „Du musst mal schauen gehen, dieses Kind hat eine ganz alte Seele.“ Und es ist wirklich so: es gibt Kinder, bei denen man eine ganz starke Präsenz spürt, die man nicht erklären kann. Diese machen dann auch nicht so ein Geschrei.

Sie weinen weniger?

Ja, genau. Sie können warten, sie gucken interessiert herum, sind wach. Andere schreien oder brüllen ungeduldig, und diese gucken einfach und ihr Gesichtchen sieht so ruhig und besonnen aus, als ob sie sagen würden, ja, ja, das haben wir schon einmal durchgemacht… (lacht) Sie nehmen alles eher an, und die anderen ziehen an der Brust, kaum sind sie da, und haben das Gefühl, sie können nicht genug kriegen. Vor allem freut mich, dass die Kolleginnen dies auch sehen, obwohl für die meisten die Reinkarnation kein Thema ist.

Sprichst du mit deinen Kolleginnen über die Reinkarnation?

Ja, das tue ich. Ich habe auch Kolleginnen, die schon zu mir in die Rückführung kamen. Nicht wegen der Geburten, sondern aus persönlichen Gründen. Ich erzähle ihnen auch von den Geschichten, die ich gesehen habe, natürlich auch von mir ganz persönlich. Ich schäme mich nicht.

Du bist mutig!

In der Familie erzähle ich auch davon. Dort lassen sie es einfach stehen und sagen nicht viel. Sie wissen nicht genau, was anfangen damit. Sie merken auch, dass ich deswegen nicht anders geworden bin, dass ich nicht irgendwie „abhebe“. Denn am Anfang, als ich meinen Geschwistern davon erzählte, dass ich Rückführungen mache, ist vielleicht eine gewisse Scheu vorhanden gewesen: was passiert jetzt mit ihr… Aber ich bin so normal auf dem Boden geblieben (lacht), dass sie gemerkt haben, so schlimm ist dies jetzt auch wieder nicht.

Sie merken ja, dass du nicht „missionierst“.

Das tue ich nicht. Sie merken auch, dass ich nicht überheblich geworden bin oder was immer. Eigentlich im Gegenteil. Ich habe nun ein viel besseres Verständnis für sie. Ich habe wirklich durch die Rückführungstherapie gelernt, den Bezug nach oben zu leben. Es ist so etwas Tiefes, was da gewachsen ist. Meine Beziehung zu Gott hat sich dadurch enorm verstärkt. Darum sage ich: Es ist auch ein spiritueller Weg geworden, den ich nie, nie missen möchte! Und das ist das schönste Geschenk an der ganzen Sache.

Schlussendlich ist ja das Ziel der Kontakt nach „oben“.

Ja, ich finde auch. Das Ziel, um darin die wahre Menschlichkeit zu lernen. Dass man merkt, ich bin gar nicht besser als die anderen. Oder wenn jemand Schwierigkeiten hat, dann denke ich, deswegen ist er kein schlechter Mensch. Einfach, die Menschlichkeit ist gewachsen. Ich habe die Menschen wirklich gerne.

Ich glaube zwar, die hast du vorher schon gerne gehabt…

Ja, schon, aber irgendwo ist es jetzt mit einem Sinn verbunden. Was natürlich auch gewachsen ist, ist die Lebensfreude, die Möglichkeit, sich am Schönen zu freuen. Ich merke natürlich, sie dürfte noch ein bisschen mehr wachsen…

Es sind nun schon ein paar Jahre, seit ich zu Herrn Gosztonyi kommen darf. Jetzt sage ich etwas ganz Persönliches: Manchmal darf ich bei den Rückführungen diese Liebe von oben so eindrücklich erfahren! Manchmal habe ich eine Art „Eingebung“, zum Beispiel: „Bleib bei den Menschen.“ Das ist jeweils die Botschaft, die ich erhalte: als etwas ganz Schönes, etwas ganz Warmes, ich empfinde es als etwas Lichtvolles.

Dann wirst du also immer wieder bestätigt und aufgefüllt für die nächste Arbeit, die auf dich wartet?

Ja, genau. Und natürlich werde ich auch manchmal etwas „gestoßen“, gedrängt, weiterzumachen. Ich arbeite ja nicht so oft therapeutisch, aber ich verbinde es ein Stück weit mit meiner Arbeit.

Vielleicht könntest du uns ein Beispiel erzählen?

Ja. Da war ein Kind: Die Geburt ging einfach nicht voran. Ich habe innerlich um Hilfe gebeten und gefragt, ob es irgendeine Hilfe gibt, damit etwas aufgelöst werden kann. Und dann habe ich ein Bild erhalten, dass diese Frau, die jetzt Mutter ist, diese Geduld aufbringen muss. Dem Kindchen geht es gut, es leidet nicht bei der Geburt. Es hat mit der Mutter zu tun, dass das Kind verzögert kommt.

Dann kamen Bilder von einem Brunnen, in dem sie genau dieses Kind ertränkt hatte. Bevor sie es ertränkte, hat sie es gebrannt mit einem heißen Stab oder mit etwas Ähnlichem. Als das Kind auf der Welt war, habe ich gesehen, dass an der gleichen Stelle, wo es gebrannt worden war, ein ganz feines Mal auf der Haut zu sehen war. Das war wirklich ein Zeichen für mich, dass es stimmte, was ich innerlich wahrgenommen hatte.

Dann hattest du ja eine richtige Bestätigung erhalten, dass du dich auf deine Bilder verlassen kannst.

Ja, aber daran habe ich nie gezweifelt. Ich habe nicht ein einziges Mal gedacht, dass ich etwas erfinde. Ich werde dies noch häufig gefragt: „Hast du nicht das Gefühl, dass du das erfindest? Dich kann man doch manipulieren.“ Ich weiss aber: Mich kann man nicht manipulieren. Die Bilder kommen ganz leicht. Dazu möchte ich noch hinzufügen, dass bei den Rückführungen bei Herrn Gosztonyi die Bilder nicht weiter gehen, bevor ich sie nicht ausgesprochen habe. Ich erzähle fortlaufend, was ich sehe. Ich kann nicht für mich weitergehen, ohne dass ich es ausgesprochen habe. Ich bilde es mir wirklich nicht ein, ich kann so etwas nicht erfinden. Dies ist immer ein Argument, das häufig die Gegner der Rückführungstherapie verwenden. Sie meinen, man kann sich diese Bilder einreden.

Du bist sehr medial.

Es sieht so aus. Vielleicht erzähle ich noch die Geschichte meines Neffen. Er erlitt bei der Geburt einen erheblichen Sauerstoffmangel. Er lebte unter ganz schwierigen Bedingungen, bis er nach zwei Jahren starb. Ich durfte dann sehen, wo er ist im Jenseits. Ich sah ihn wohlbehütet unter einem Baum und jemand ganz liebevoller war bei ihm. Es war eine ganz feierliche Stimmung, gar nichts Trauriges. Nach dem Tod des Kindes wurde meine Schwägerin bald wieder schwanger. Und dann durfte ich wieder zurückschauen, da war dieses Kind nicht mehr unter dem Baum. Es wurde mir quasi gezeigt, dass er es ist, der wieder gekommen ist. Ich durfte zudem sehen, wie er vorbereitet worden ist auf die neue Inkarnation, auf das heutige Leben. Ich sah verschiedene Räume, durch die er gegangen ist und wo er verschiedenes gelernt hat, außerdem sah ich, wie er frisch angezogen worden ist, um wiederzukommen.

Ich denke manchmal, wenn ich ihn so ansehe (er ist jetzt acht Jahre alt), ja, du bist schon einmal da gewesen… Die Zeit, als er das erste Mal da war, war sehr leidvoll. Auch die Schwangerschaft bei diesem nachfolgenden Kind war sehr problematisch. Die Mutter musste fast die ganze Schwangerschaft liegen, damit es nicht verloren ging. Das Gefühl war aber immer da, dass dieser Bub sehr umsorgt wird und ich war sicher, dass er nicht weggeht. Ich habe den Himmel auch darum gebeten…

Irgendwie ist man ja in dieser Situation in einer Spannung drin. Ich bat darum, dass alles gut herauskommt.

Wir sind ja immer in zwei Welten…

Ja, wir sind ja so fest auf der Erde! Alles ist gut gegangen, das Kind gesund. Der Himmel meint es gut mit uns. Er schickt uns diese Aufgaben, an denen wir vielleicht fast zerbrechen. Oft gibt es ja das Gefühl, es könne gar nichts mehr Schwereres auf uns zukommen.

Es gibt bei uns im Spital auch immer Abtreibungen. Ganz kleine Föten werden abgesaugt. Wir Hebammen haben im Gebärsaal mit den Föten zu tun, die älter als 16 Wochen sind. Die Hebamme erhält dann die Anweisung, eine Geburt einzuleiten. Leider haben wir Hebammen mit diesen Frauen im Voraus keinen Kontakt.

Ich arbeite zum Glück in einem Spital, wo ich mich weigern kann, eine Abtreibung einzuleiten.

Du darfst selber bestimmen, ob du Abtreibungen durchführst oder nicht?

Ja, ich kann sagen, dass ich dieses Medikament nicht verabreiche, das die Geburt auslöst. Unser Chef hat dies ermög­licht. Dann muss es halt jemand anders machen, der weniger Skrupel hat. Wo ich mich aber nicht entziehe, ist, die Frauen zu begleiten. Diese Geburten dauern häufig etwa zwei Tage. Bis der Muttermund sich öffnet, so früh, geht es manchmal extrem lang. Dann brauchen diese Frauen Begleitung, Gespräche und Unterstützung und jemand, der auch wegen der Schmerzen schaut usw. Eigentlich ist das ja auch irgendwie eine Diskrepanz: Ich gebe die Medikamente nicht, aber ich begleite die Frauen. Genau diese Frauen brauchen jedoch Hilfe.

Du sagtest vorhin: Leider sehen wir diese Frauen vorher nicht. Eigentlich würdest du gerne vorher mit ihnen sprechen?

Ja, klar. Meistens sind es ja kranke Kinder, die sie gebären. Es sind Kinder, bei denen man eine Missbildung festgestellt hat, z.B. einen schweren Herzfehler, Trisomie (Mongoloide), Wasserkopf oder andere Fehl­bildungen, was sich durch Ultraschall oder Frucht­wasser­bestim­mung feststellen lässt. Diese Frauen müssen nicht abtreiben, aber sie dürfen. Mein Wunsch wäre, dass man diesen Frauen eine ganz andere Hilfestellung geben würde als heute, damit sie echt wählen können, etwa indem man ihnen eine Begleitung zusichert für den Fall, dass sie ihr Kind weiter austragen, bis es vielleicht selber stirbt. Es kann ja sein, dass es später in der Schwangerschaft stirbt. Dann ist es nicht die Frau, die es willentlich abtreiben ließ. Ich mache leider die Erfahrung, dass normalerweise die Ärzte dieses Gespür noch nicht haben.

Ich habe erlebt, dass eine Frau, deren Kind einen Herzfehler hatte, gefragt wurde, ob sie es austragen möchte oder nicht. Und sie hat sich entschieden, dieses Kind auszutragen und bei der Geburt sterben zu lassen. Ich denke, es ist für die Frau der leichtere Weg als der andere.

Es fällt mir auf: Frauen, die früh abtreiben, also vor der 14. Woche, kommen fast alle nach einem Jahr wieder. Es ist eine Beobachtung, die nicht nur ich mache. Kaum haben sie das Kind abgetrieben, wollen sie ein Kind. Ich glaube, es entsteht in ihnen ein solche Leere oder vielleicht auch ein schlechtes Gewissen. Es ist wirklich eigenartig. Was immer diese Leere für einen Hintergrund hat.

Wahrscheinlich sind sie sich dessen gar nicht bewusst.

Im Voraus sicher nicht. Ich denke, es müsste bei der Beratung viel mehr in diese Richtung einfliessen. Ich würde eigentlich gerne Frauen begleiten, aber in einem tieferen Sinne, im Hinblick auf Rückführungen. Es gibt ja so viele Probleme auch in der Schwan­ger­schaft: die Frauen müssen liegen, weil sie Blutungen haben, weil es ihnen nicht gut geht, weil sie psychische Probleme haben usw. Wenn ich mit solchen Frauen arbeite, mache ich häufig Entspan­nungsübungen. Ich sage ihnen, wenn sie innere Bilder bekommen, sollen sie sie anschauen und vorbeigehen lassen. Manchmal sagen sie etwas oder bringen einen Traum oder sonst etwas mit. Ich würde gerne ein bisschen mehr auf diese Weise arbeiten. Oder viele Frauen haben ja die Wochenbettdepressionen nach der Geburt. Ich denke, dies wäre auch eine Arbeit für mich, also Arbeit für Rückführungen.

Das wäre wohl im Spital nicht möglich?

Ich denke, ich müsste die Initiative ergreifen und mich unabhängig machen. Vielleicht im Spital oder bei Frauen, die geboren haben, dies bekannt machen. Aber losgelöst vom Spital. Bei Wochenbett­depressionen ist es wahrscheinlich dasselbe wie bei üblichen Depressionen: Eine Konfrontation mit der schuldhaften Vergangen­heit steigt auf. Es ist natürlich ein anderes Denksystem. Aber eines Tages muss ich wohl den Sprung machen…

Hast du vielleicht noch ein Beispiel zu den Wochenbettdepressionen?

Ich hatte mal mit einer Frau zu tun, als ich noch Sozialarbeiterin war. Damals habe ich noch nicht auf diese Art gearbeitet. Aber das war äußerst eindrücklich. Diese Frau hatte sich ganz weiß angezogen, sich ins Bett gelegt, wie wenn sie tot wäre. Als ob sie ihr Leichenhemd angezogen hätte. Sie wurde dann in die Psychiatrie eingeliefert, denn sie hat sich auch nicht um das Kind gekümmert.

Kommen Wochenbettdepressionen häufig vor?

Es gibt sie mehr, als man meint. Viele Frauen sprechen nicht darüber, wie schlecht es ihnen nach der Geburt geht. Ob es immer eine Depression ist, das weiß ich natürlich nicht. Aber das Gefühl, alleine zu sein,  das Tief, das sie erleben, das beobachte ich häufig. Es sind nicht nur Schweizer Frauen, das ist offenbar weltweit so. Aber bis jetzt habe ich nie innere Bilder bei jemandem bekommen, kann also kein Beispiel erwähnen.

Aber ich habe ein eindrückliches Beispiel von einer Zwillings­geburt. Ein Zwilling ist in der 24. Woche gestorben, aber die Frau hat den Zwilling, der noch am Leben war, ausgetragen bis zur Geburt. Natürlich musste sie dann auch das tote Kind gebären. Es hat zum Glück das andere Kind nicht geschädigt. Und dieses Kindchen ist ohne Kopf geboren. Es war nur ein kleiner Ansatz von Gehirn vorhanden. Ich durfte dann für diese Frau zurückschauen bei Herrn Gosztonyi, was der Hinter­grund dafür gewesen ist. Ich habe dann als Bild bekommen, dass sich das Kind selber bestrafen wollte und sich aus diesem Grunde umgebracht hat, also gar nicht richtig gewachsen ist. Der Grund der Bestrafung: es hatte scharenweise Leute am Kopf beschädigt, hatte deren Köpfe zertrümmert. Ob das im Krieg war oder nicht, weiß ich nicht mehr. Das war also der Hintergrund dieser Abnormalität. Ich durfte auch häufig den Hintergrund schauen bei Totgeburten, oder wenn das Kind kurz vor der Geburt starb.

Ich tue dies, weil ich hoffe, den Frauen dadurch zu helfen, damit sie dieses Schicksal besser annehmen können, eine Art stellvertretende Rückführung. Wenn es bei jemandem ins Bewusstsein dringt, wird es auch auf die Frau eine Wirkung haben.

Die Wahrheit befreit. Du musst dann auch die Leute betreuen, die eine Totgeburt erleben?

Ja, natürlich. Es ist meistens schwer für diese Frauen und es dauert länger, bis das Kind kommt. Aber auch hier muss ich sagen, da ist eine ganz geheimnisvolle Atmosphäre: Es sind häufig die ruhigeren Geburten als bei gesunden Kindern. Keine Hektik, keine Aufregung, es ist häufig sogar feierlich. Schmerzvoll sicher, aber sehr ruhig im ganzen Zimmer. Liebevoll auch. Man möchte natürlich den Schmerz lindern.

Ich habe ein eindrückliches Erlebnis gehabt bei einer 40-jährigen Kurdin: Sie erschrak, als sie noch einmal schwanger wurde. Sie wollte das Kind eigentlich nicht. Dann hat sie sich aber ent­schieden, es doch anzunehmen. Und dann stirbt das Kind kurz vor der Geburt. Das war enorm schwierig für diese Frau. Sie hatte sich auf dieses Kind eingestellt und jetzt das... Es war ein ganz leidvolles Geschehen!

Sie war sehr deprimiert?

Ja, aber vor allem ihr Mann! Er hatte sehr viele Folterungen an sich erlebt, wie er mir erzählte. Und dann fügte er hinzu: „So gelitten habe ich aber noch nie!“ Er habe so viele Schmerzen ertragen, aber der Verlust dieses Kindes sei sein größter Schmerz. Und er hat alles gemacht für dieses Kind! Er hat es herumgetragen, er hat es angezogen, er hat es in den Sarg gelegt und an der Beerdigung hat er das ganze Grab eigenhändig zugeschaufelt.

Ja, es war so eindrücklich, als ob er für dieses Kind noch alles machen möchte, was noch zu machen ist. Er war so liebevoll mit diesem Kind. Übrigens, auch Frauen, die abgetrieben haben, wollen oftmals dieses Kind noch ganz lange bei sich behalten. Wir lassen die Kinder bei ihnen. Bei Abtreibungen ist es dann etwas schwierig zu verstehen für mich: erst wollen sie das Kind nicht, und wenn es dann tot ist, dann geben sie es kaum mehr her.

Ich komme zurück zu diesem Mann, der sein Kind begraben hat: Warst du an dieser Beerdigung?

Ja, ich bin hingegangen. Weil ich diese Frau die ganze Zeit begleitet habe. Von der Geburt an. Sie war etwa 3 Tage im Spital, ich habe geschaut, dass sie das Särgli bekommen haben, dass sie das machen können, was sie gerne tun wollten. Es waren Muslime, ich habe den Pfarrer in unserer Stadt gefragt, ob er dieses Kind in seinem Friedhof beerdigen würde, denn sie hatten eine Feier gewünscht, und er hat es sehr schön gemacht. Es war gar keine Frage, ich ging auch hin.

Ich sehe dieses Pärchen immer wieder zwischendurch. Die Frau sagt mir immer wieder, ich sei im Moment der Geburt zu einem Teil ihrer Seele geworden.

Sie hat gespürt, wie sehr du Anteil genommen hast?

Das ist etwas, was ich nicht einfach auf die Seite schieben kann. Mir war klar: Ich habe so intensiv ihr Leid geteilt, jetzt gehe ich auch an das Begräbnis. Das ist selbstverständlich für mich. Es ist auch ein Gewinn, solche Leute kennenlernen zu dürfen. Und so tief mit ihnen eine persönliche Geschichte teilen. Aber das Berührende war wirklich, wie das Leben „zuschlägt“, vielleicht ist das falsch ausgedrückt. Aber am Anfang dieser Kampf: Wollen wir es oder nicht? Und dann sind sie bereit, das Kind zu empfangen und freuen sich darauf, und dann geht es weg. Ein Kind geht so leise. Man merkt nichts.

Das ist furchtbar schwer…

Ja, und wie. Es ist auch für uns ganz schwierig, wenn wir bei der Kontrolle keine kindlichen Herztöne mehr finden. Von einer Sekunde auf die andere ist alles anders… Das ist wirklich eine Herausforderung für diese Frauen. Aber auch ein Reifen daran, denke ich manchmal. Also das stimmt wirklich: Man reift nur durch das Leiden. Das habe ich selber erlebt. Das ist eine Bestäti­gung. Es ist einfach wahr. Und das sind Erfahrungen, die einem niemanden wegnehmen kann. Die sind so eingeprägt. Und das macht sie fähig für andere Menschen.

Wie meinst du das?

Sie werden später Frauen begegnen, die das gleiche Schicksal haben und dann können sie hilfreich sein, weil sie Verständnis für sie haben. Das macht fähig, wenn man es selber erfahren hat.

Dann würdest du auch bestätigen, dass alles Negative seine positive Seite hat?

Ja, absolut. Alles Schmerzhafte hat positive Seiten, auch wenn es nach außen hin nicht so scheint. Das ist wirklich wahr.

Nun möchte ich dich noch fragen, ob du einen Tipp geben möchtest für werdende Mütter? Was du hilfreich findest, das sie machen könnten? Oder ein Wunsch an sie?

Das Allerwichtigste ist sicher, dass sie sich freuen. Die Freude ist die beste Voraussetzung, sie springt auf das Kind über. Mutter und Vater sollen viel mit dem Kind sprechen. Es nimmt ja alles wahr. Das Kind erkennt die Stimmen nach der Geburt, viel früher, als es die Eltern sehen kann.

Ich glaube aber, dass es viele Frauen gibt, die sich nicht freuen können. Kinder kommen halt manchmal auch, wenn sie wollen, ob es gut passt oder nicht. Sie sind für mich trotzdem Wunschkinder, ob sie geplant sind oder nicht. Die Frauen brauchen mehr Zeit, bis sie die Schwangerschaft annehmen können.

Und ein weiterer Wunsch von mir als Hebamme ist, dass die schwangeren Frauen nicht meinen, sie müssten von Therapie zu Therapie, von Kurs zu Kurs rennen. Auch sehe ich Frauen, die sich von diesem und von jenem Buch beeinflussen lassen, aber nie bei sich selber sind.

Was ich empfehle: Sie sollen in die Natur gehen, mit der Natur in Kontakt sein, das Grün der Natur, die Stille auf sich wirken lassen und dabei viel mit dem Kind sprechen. Und dass die Frauen es als Riesengeschenk betrachten, dass sie schwanger sein dürfen! Es ist wirklich ein Geschenk.

Ich persönlich habe immer den Wunsch, die Freude, die das Paar bei der Geburt erlebt (meistens ist der Vater dabei), dass diese Freude nicht so schnell erlischt…! Auch wenn es halt dann etwas schwieriger wird mit den Kindern. Ich wünsche, dass sie sich dann wieder an diesen Moment der Geburt erinnern, als die Freude überbordete.

Noch etwas zur Zeit nach der Geburt: Die Eltern sollen diesen Moment nach der Geburt ein bisschen für sich genießen. Nicht sofort die ganze Welt informieren und alle daran teilnehmen lassen. Da laufen die Handys heiß, kaum ist das Kind da, die Fotoapparate klicken, da werden sofort Fotos aufs Handy geladen, fortgeschickt… Dieser schöne, heilige Moment der Geburt verschwindet dadurch. Das Paar sollte diese Ruhe noch ein bisschen für sich genießen können. Das ist meine persönliche Meinung, denn meine Kolleginnen können mich nicht verstehen, dass ich das so schrecklich finde. Ich glaube, ich bin ein bisschen im falschen Zeitalter zur Welt gekommen… (lächelt)

Hast du zum Abschluss noch etwas, was dich bei den Rückführungen besonders berührt hat?

Ich durfte einmal in einer Rückführung ein wunderschönes Bild sehen, das ich sehr gerne schildern möchte.

Ich sah ein immens großes Netz, und es war mir, als ob die ganze Welt, die ganze Menschheit in diesem Netz drin liege. Und niemand fällt aus diesem Netz, alle sind gehalten. Mir hat dieses Bild immer wieder geholfen. Manchmal habe ich Schwierigkeiten mit Leuten, vor allem mit Vorgesetzten, und wenn ich gut drauf bin, denke ich: „Auch die fallen nicht aus dem Netz!“ Alles hat Platz darin.

Dieses Bild begleitet dich also immer wieder?

Ja, es stimmt mich dann auch etwas versöhnlich, habe dann mehr Verständnis und Geduld für diese Leute. Es ist für mich ein wunderbares Bild, das ich gerne weitergebe. Und es ist so passend für Rückführungen. Keiner geht verloren, und es gibt niemanden, der keine Chance hätte, weiterzukommen. Wir alle werden gehalten. Es gibt keinen, der aus der Hand Gottes hinausfallen würde. Als ich dieses Bild gesehen habe, hat mich dies so glücklich gestimmt! Und in diesem Bild war eine unheimlich große Liebe präsent, diese Liebe hat alles gehalten. Es kam gar nicht darauf an, wer wo oder wer wie was machte. Und es macht dann auch ein bisschen bescheiden, weißt du. Man ist dann nicht jemand Besonderer da drin. Man gehört einfach auch dazu. Man ist nicht irgendwo speziell erwähnt. Und da ist kein Verurteilen, alles ist in Liebe angenommen. Und das ist so etwas Schönes, so etwas Hilfreiches, Befreiendes.

Ich glaube, ich lasse dieses schöne Bild als Abschluss des Interviews. Ich danke dir für dein Vertrauen und deine Offenheit! Wenn ich im nächsten Leben ein Kind erwarten dürfte, würde ich gerne dich als Hebamme bei der Geburt haben…

Rita Gosztonyi

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Das Interview wurde 2007 im "Rückblick", Zeitschrift für Rückführungstherapie, publiziert.